Frauen I: HSG Ottweiler/Steinbach – TuS Neunkirchen 24:21 (12:9)

Später, auf der Weihnachtsfeier im Jugendclub in Steinbach, saß Guido Esseln im grauen Hemd auf einem Barhocker, die Arme verschränkt, die Gedanken noch beim Spiel gegen den TuS Neunkirchen. Da war die Nummer 19 beim TuS, sagt er. Veronika Gawron hieß die, gegen Ende des Spiels sei sie die einzige Spielerin beim Gegner gewesen, die noch werfen konnte. Aber seine Abwehr habe sie werfen lassen, grantelt er und nimmt einen Schluck Bier. Eigentlich ist er zufrieden mit seiner Mannschaft. Aber gute Trainer sind halt nie so ganz glücklich, egal ob sie Guido Esseln bei der HSG Ottweiler, Kai Decker beim TuS Steinbach oder Pep Guardiola bei Bayern München heißen. „Nicht so gut gespielt, aber trotzdem gewonnen“, sagt er noch, die Arme immer noch verschränkt.

Der 24:21-Sieg gegen den TuS Neunkirchen, diesen ehemals großen Handballverein, der mittlerweile in die Saarlandliga abgestürzt ist und auch dort keine große Rolle mehr spielt, ist schnell erzählt. In den ersten Minuten findet der TuS kein Mittel gegen die massive Abwehr der HSG, spielt den Ball oft so lange hin und her, bis der Arm der Schiedsrichterin wegen Zeitspiels nach oben geht. Die HSG, vor allem Verena Schnur, versenken vorne mit beeindruckender Konsequenz. Nach ungefähr zehn Minuten steht es 6:1. Die HSG hält den Abstand bis zum 10:5, dann kommt der TuS besser ins Spiel, verkürzt zur Halbzeit auf 12:9. Nach der Pause hängt die HSG durch, wie schon öfter in der Saison, lässt den Gegner auf ein Tor rankommen, 16:15 steht es zwischenzeitlich. Der TuS ist aber nur mit acht Spielerinnen in die Seminarsporthalle gekommen. Viele sind verletzt, Neunkirchen wird müde. Die HSG, die im Training und in der Vorbereitung viel Wert auf körperliche Fitness legt, zieht davon. Am Ende steht der sechste Sieg der Hinrunde und Platz vier in der Tabelle.

„Man muss mal sehen, wir haben nur zwei Spiele verloren“, sagt Esseln zur Hinrunde. Nur gegen die FSG DJK Oberthal/TuS Hirstein (21:23) verlor das Team und gegen den souveränen Tabellenführer HG Saarlouis gab es mit 16:26 die einzige richtige Klatsche. Dann war da noch ein unglückliches Unentschieden gegen Schmelz (19:19 durch ein Gegentor in letzter Sekunde), aber sonst, fand dann auch Esseln, war das ganz anständig. Vergangenes Jahr stand die HSG zur Winterpause deutlich schlechter in der Tabelle.

Und nun? Die Auslosung im Saarlandpokal hat der HSG im Viertelfinale ausgerechnet den TuS Neunkirchen gebracht. Das Spiel findet Anfang Januar statt und vermutlich wird Neunkirchen bis dahin nicht alle Verletzten wieder in der Mannschaft haben. Bei einem Sieg würde die HSG zum zweiten Mal nach 2012 am sogenannten „Final-Four-Turnier“ teilnehmen, dem Finale des saarländischen Handballpokals. Ein großes Ereignis wäre das und eins der Ziele für die Rückrunde. Auf der Weihnachtsfeier im Jugendclub, als die Mannschaft dem Trainer wegen seines großen Engagements später ein Präsent überreichte, umarmte Esseln erst seine Frau und tanzte dann spontan durch den Club. Ein tanzender Trainer nach der Hinrunde ist prinzipiell ja kein schlechtes Zeichen.
 Aufstellung der HSG Ottweiler:
  • Im Tor: Carolin Schneider, Angelina Wegener
  • Im Feld: Alexandra Larbs, Michaela Both, Maike Zeiger, Isabelle Clemens, Nadine Schneider, Sabrina Antes, Verena Schnur, Fabienne Hoffmann, Becky Gerlach, Sinah Clos, Solveig Petrak
  • Trainer: Guido Esseln
  • Betreuerin: Stefanie Weingarth
 geschrieben von Martin Schneider