Frauen I: TV Holz – HSG Ottweiler/Steinbach 15:31 (8:13)

Guido Esseln gestikuliert, er zeigt Laufwege an, er brüllt, er holt mit den Armen aus und rennt die Seitenlinie mit einer Energie auf und ab, dass ein HB-Männchen dagegen wirkt wie ein Koalabär auf Baldrian. Dabei müsste der Trainer der HSG Ottweiler-Steinbach das nicht mehr tun. Es sind noch zehn Minuten zu spielen und seine Mädels führen im Halbfinale des Saarlandpokals mit 26:13 gegen den Bezirksligisten TV Holz. Selbst wenn seine Spielerinnen die gleiche Menge Dosenbier getrunken hätten, wie die mitgereisten Ottweiler Fans, den Vorsprung könnten sie nicht mehr verspielen, aber das interessiert Guido Esseln wenig. Erst als die Sirene trötet, das Endergebnis von 31:15 feststeht und der Einzug ins Final-Turnier sicher ist, entspannt er sich. „Die Spielerinnen waren vor dem Spiel nervös. Wir mussten erstmal mit dieser Situation klarkommen“, sagt er nach der Partie. „Aber nachdem wir am Anfang ein bisschen schwer reingekommen sind, haben wir das ganz gut gemacht.“

Gleich zu Beginn hatte die HSG Glück, weil der Gegner aus Holz unglaubliches Pech hatte. Nach einer Körpertäuschung knickte Katrin Gerlach, der Dreh- und Angelpunkt des Holzer Spiels, um und konnte nicht mehr weitermachen. Die HSG nutze das in der Folge eiskalt aus. Aus einer sehr guten Defensive heraus setzten sich vor allem Nadine Schneider und Annika Raab am gegnerischen Kreis immer wieder durch. Wurden sie einmal gestoppt, war meistens Sieben-Meter die Folge, die Anisha Chowanietz alle sicher verwandelte. Zur Halbzeit stand es noch 13:8 für die HSG, aber schon nach 40 Minuten war der Saarlandligist auf 21:11 davongezogen. Das Angriff-Spiel des TV Holz war nun nur noch auf Rückraumspielerin Lena Margaret zugeschnitten, die die Ottweiler Defensive gekonnt aus dem Spiel nahm. Kam sie doch mal durch, hielt Torfrau Carolin Schneider meist sicher. „Wir waren heute klar unterlegen, selbst ohne Verletzungspech hätten wir wohl keine Chance gehabt“, wird der Holzer Trainer Klaus Schlick später sagen.

Spätestens nach 45 Minuten war der Drops gelutscht, der Käse gegessen und die Wiese gemäht. Die HSG-Mädels bemühten sich nur noch, die 30-Tore-Marke zu knacken, weil dafür eine mannschaftsinterne Prämie vorgesehen ist. Die Ottweiler Fans versuchten derweil die 30-Bier-Marke zu knacken. Das aber einfach so, ohne dafür Prämien zu bekommen.

Im Finale trifft die Mannschaft am Ostermontag auf die Oberligisten SV Zweibrücken, DJK Marpingen und HSV Merzig-Hilbringen. „Wir sind natürlich Außenseiter, aber stark genug, einen Oberligisten zu ärgern“, sagte Esseln und fügte mit einem Blick auf den Fanblock an: „Jetzt wird der Handballverband mal den TV Ottweiler erleben.“

Wo das Turnier ausgetragen wird, steht noch nicht fest. „Wir bewerben uns um die Ausrichtung“, sagte Spielerin Stefanie Wilkendorf. „Aber selbst wenn wir das Turnier nicht kriegen, werden wir mit den besten Fans des Saarlandes dort auftauchen.“

Und Esseln? Der muss sein Traineramt bei den Frauen wieder abgeben. Er war interimsweise für Heide Freidrich eingesprungen, die ab jetzt wieder die Mannschaft übernehmen wird. „Ich werde beim Finale wieder auf der Tribüne sitzen“, sagt Esseln. „Aber nicht bei den Jungs, die die ganze Zeit singen, eher im ruhigeren Teil.“ Was schade ist, denn an der Seitenlinie hat er bewiesen, dass er stimmlich definitiv mithalten könnte.

 

Es spielten: Carolin Schneider (Tor), Maike Zeiger, Selina Fries, Anisha Chowanietz, Fabienne Hoffmann, Isabelle Hoffmann, Stefanie Wilkendorf, Nadine Schneider, Rebecca Fuchs, Stefanie Salm und Annika Raab.

Betreuer: Guido Esseln und Heide Friedrich